Cradle to Cradle – „Von der Wiege zur Wiege”

Das niederländische Gymnasium Lyceum Schravenlant ist das erste Bildungsgebäude in den Niederlanden, das nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip entworfen und gebaut wurde. Die Cradle-to-Cradle-Philosophie ist ein ganzheitlicher Ansatz für Verbrauchs- und Bauprozesse, der darauf abzielt, Systeme zu schaffen, die nicht nur effizient, sondern auch im Wesentlichen abfallfrei sind, bei denen gebrauchte Materialien in einem anderen Produkt wiederverwendet werden, ohne dass ein Qualitätsverlust oder zusätzlicher Abfall entsteht. Die Gemeinde Schiedam hat sich zu einem ehrgeizigen Ziel verpflichtet, das Kohlendioxid von öffentlichen Gebäuden zu reduzieren, zu berücksichtigen, wie lange ein Gebäude voraussichtlich genutzt wird, und Verantwortung dafür zu übernehmen, was danach damit geschieht. Das bedeutet, dass öffentliche Gebäude in Schiedam am Ende ihres Lebenszyklus vollständig demontierbar sein müssen und Materialien ein neues Leben als andere Produkte erhalten. Unter Berücksichtigung dieser Nachhaltigkeitsprinzipien wurde zunächst geprüft, ob dem alten Schulgebäude ein Facelifting verpasst werden könnte, aber die meisten Materialien der bestehenden Struktur aus den 1960er Jahren waren alles andere als nachhaltig. Wie auch andere Schulen, die in dieser Zeit gebaut wurden, wies das Gebäude eine veraltete Lernstruktur auf, und der Preis für eine energetische Modernisierung wäre letztendlich viel höher als die Entscheidung für einen Neubau.

„Gestalte deine Schule“

Als die in Den Haag ansässigen LIAG architecten das Projekt übernahmen, entschieden sie sich für einen innovativen Ansatz, der die Bedürfnisse und Ideen der 600 Schüler in den Mittelpunkt des Designprozesses stellen sollte. In Zusammenarbeit mit der Schule führten sie ein dreitägiges Projekt durch, in dem sie die Schüler aufforderten „ihre Schule zu gestalten“. Das Projekt ermöglichte es den Schülern, andere Bauprojekte zu besichtigen und Lösungen zu erarbeiten, die den anderen Schülern, ihren Eltern und der Stadtverwaltung präsentiert wurden. Diese Beiträge wurden dann in den Entwurfsprozess der LIAG einbezogen. Das Ergebnis war ein relativ kleines, aber vollständig CO2-neutrales Gebäude mit optimaler Wärmeregulierung und sauberer Luft, das den höchsten niederländischen Standards entspricht (Frisse Scholen Klasse A). Das Gebäude wird von 120 Sonnenkollektoren mit Strom versorgt, die Toiletten werden mit natürlichem Wasser gespült, und die Konstruktion wurde aus wiederverwendeten und wiederverwertbaren Baumaterialien hergestellt, darunter 30.000 m² Akustikplatten aus Steinwolle, die eine gesunde akustische Atmosphäre schaffen. Eine lange Wand aus Rentiermoos unterstützt die Decke bei der Schaffung einer angenehmen akustischen Umgebung und reguliert die Luftfeuchtigkeit im Gebäude. Das Raumklima als Bestandteil der Nachhaltigkeitsdiskussion mit einzubeziehen, überzeugte die Gemeinde und den Schulträger von der Notwendigkeit, in diesen Bereich zu investieren.

Ein gesundes Raumklima mit guter Akustik

Thomas Bögl von LIAG architecten erklärt, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit nicht nur als eine Frage der Wahl umweltfreundlicher Baumaterialien zu sehen: „Ein Gebäude ist nur dann nachhaltig, wenn es zum primären Ziel seiner Existenz beiträgt - in diesem Fall zur Bildung. In diesem Sinne ist ein gesundes Raumklima ein Muss.“ „Ein energiefreundliches Gebäude, das mit nachhaltigen Materialien gebaut wurde, ist nicht per Definition ein gesundes Gebäude, daher haben wir auch dem Raumklima des Gebäudes viel Aufmerksamkeit geschenkt, wobei die Akustik ein wichtiger Parameter ist. Wenn der Schallpegel niedrig ist, empfinden die Menschen weniger Stress, was zu einer geringeren krankheitsbedingten Abwesenheit führt“, so Bögl weiter. Das Ergebnis ist eine komfortable und nachhaltigere Schule, die zukunftssicher ist, um die Anpassung neuer Techniken und die flexible Aufteilung der Räume zu ermöglichen, so dass das Gebäude in Zukunft kleiner werden oder wachsen und möglicherweise andere Funktionen erfüllen kann - zum Beispiel die Nutzung der Sporthalle und der Klassenräume durch die Gemeinde außerhalb der Schulzeiten.

Lyceum Schravenlant

Hugo de Grootstraat 4
3119 HA Schiedam
Niederlande

"Ein Gebäude ist nur dann nachhaltig, wenn es zum primären Ziel seiner Existenz beiträgt - in diesem Fall zur Bildung. In diesem Sinne ist ein gesundes Raumklima ein Muss."

Thomas Bögl

Architekt von LIAG architecten
1/1
1/7

Lyceum Schravenlant

Ort:Schiedam, Niederlande
Architekt:LIAG architecten en bouwadviseurs
Verarbeiter:PBS, Oss
Fotograf:Studio Moni
Abmessungen:600 x 600

Verwandte Referenzprojekte